Vorhang auf: Recklinghäuser Kunst in Zeiten von Corona

Vorhang auf: Recklinghäuser Kunst in Zeiten von Corona

Montag, 08. Juni 2020

Kulturpolitiker Marina Hajjar und Holger Freitag auf Rundreise durch die kulturelle Landschaft der Ruhrfestspielstadt


Unter dem Titel „Vorhang auf!“ besuchten die kulturpolitischen Sprecher der CDU-Fraktion und der Fraktion Bündnis90/Die Grünen, Marina Hajjar und Holger Freitag, Recklinghäuser Kunstschaffende, um sich u. a. über die Folgen der Corona-Krise zu informieren.

Erste Station der Besuchsreihe waren die Artemis Werkstätten. Ulrike Speckmann und Judith Hupel berichteten den beiden Kulturpolitikern über die Auswirkungen der Corona-Pandemie für ihre künstlerische Arbeit. Die verschiedenen Kunstkurse, die für Kinder und Erwachsene in den Artemis Werkstätten angeboten werden, mussten aufgrund der Corona-Schutzverordnung vorerst auf Eis gelegt werden. Erst ab Juni könne Judith Hupel wieder Bildhauerei-Kurse für Erwachsene anbieten. Diese werden dann – anders als sonst üblich – unter freiem Himmel, in ihrem rund 1000 qm großen Skulpturengarten am Tiefen Pfad, stattfinden. Somit sei das Kursangebot, unter Einhaltung der allgemeinen Corona-Hygienevorschriften, wieder realisierbar.

Anders sieht es für die Kunstkurse von Ulrike Speckmann aus. Ein Angebot für Malerei sei derzeit aufgrund der einzuhaltenden Abstandsregelungen leider nicht möglich. Dies alles bedeute für die beiden freischaffenden Künstlerinnen auch finanzielle Einbußen. So berichtete Ulrike Speckmann, dass sie die vom Land NRW bereitgestellte Förderung für Solo-Selbstständige beantragt habe, um den Verdienstausfall kompensieren zu können. Unklar sei bisher, wie die vom Land gezahlten Hilfen tatsächlich eingesetzt werden können. Die Künstlerinnen sorgen sich darum, dass ihre Verwendungsnachweise am Ende des Jahres bei der Steuererklärung nicht anerkannt werden und sie dann sogar Geld aus diesen Hilfen wieder zurückzahlen müssten.

Speckmann und Hupel hoffen, dass in absehbarer Zeit ihr Kursangebot wieder regulär stattfinden kann. Für die Zukunft gaben die beiden Künstlerinnen den Kulturpolitikern Marina Hajjar und Holger Freitag einen Wunsch mit auf den Weg: Die Anzahl der derzeit vorhandenen Ausstellungsräume für bildende Künste sei in Recklinghausen noch ausbaufähig. Es wäre aus ihrer Sicht wünschenswert, wenn sich die Politik dieser Problematik annehmen könne.

Nächster Halt der kulturpolitischen Rundreise war der Atelierhaus Recklinghausen e.V.. Die Vorsitzende des Kulturvereins Ilse Hilpert und Vorstandsmitglied Karel Studnar öffneten hierzu die Tore ihres Ateliers an der Königstraße. Die beiden Künstler berichteten, über vergangene erfolgreiche Projekte, wie bspw. die Kooperationen mit internationalen Künstlern, die in diesem Jahr fortgeführt werden sollten – aufgrund der Corona-Pandemie allerdings leider auf das kommende Jahr verschoben werden mussten. Auch der jährlich vom Verein verliehene Kunstpreis „Henriettenglück“ sowie einzelne Ausstellungsformate fallen in diesem Jahr dem Virus zum Opfer. Zum Glück, so erklärte Ilse Hilpert, sei die Arbeit der Mitglieder des Kunstvereins nicht darauf fokussiert, ihren Lebensunterhalt dadurch bestreiten zu müssen.

Ähnliches konnten Marina Hajjar und Holger Freitag von ihren beiden letzten Besuchen bei Axel Schuch (StadtLabor e.V.) und Ulle Bowski (Markenbude) mitnehmen. Zum Glück seien die beiden Künstler aufgrund der Corona-Pandemie ebenfalls nicht in finanzielle Nöte geraten, da ihre künstlerische Arbeit nicht ihren Haupterwerb ausmache. Gleichwohl berichtete der Geschäftsführer des StadtLabor e.V., Axel Schuch, dass auch die Durchführung von Ausstellungen im Projektraum „DenkArt“ an der Heiligen-Geist-Straße derzeit vor besonderen Herausforderungen stünde. 

Aufgrund der geringen Raumkapazität seien Ausstellungseröffnungen, so wie sie sonst üblich seien, nicht denkbar. Auch aus diesem Grunde wird eines der kommenden Ausstellungsprojekte zum Thema „digitale Kommunikation“ sowohl auf Bildschirmen in den Schaufenstern des Projektraumes, als auch konventionell im Innern des Ausstellungsraumes zu sehen sein. Sowohl Axel Schuch, als auch Ulle Bowski denken über besondere Einlassregulierungen, wie bspw. mithilfe von Einlassmarken nach, um den derzeitigen Gesundheitsschutzmaßnahmen Rechnung tragen zu können und somit die Besucherzahlen zu regulieren. Als Wunsch für die Zukunft formulierte Axel Schuch die Kunst als „Problemlöser“ für Recklinghausen zu verstehen. So stelle er sich Kooperationen zwischen Kunstschaffenden und Händlerschaft vor, um so gemeinsam die Belebung der Kulturszene und des Einzelhandels in der „Guten Stube“ voranzutreiben.

Voller unterschiedlicher Eindrücke und Anregungen blicken die beiden kulturpolitischen Sprecher ihrer Fraktionen, Marina Hajjar und Holger Freitag, auf die verschiedenen Besuche ihrer kulturpolitischen Rundreise zurück und hoffen mit den Kunstschaffenden, dass niemand von ihnen auf der Strecke bleiben wird, sondern sich aus diesen schwierigen Zeiten neue Impulse für eine noch intensivere Zusammenarbeit ergeben. Hajjar und Freitag wünschen Allen, die für sie ihren „Vorhang öffneten“, dass sie trotz einiger Corona-bedingter Hürden, zuversichtlich in die Zukunft blicken und ihr künstlerisches Wirken nicht aus den Augen verlieren.