MIT Recklinghausen im Dialog mit Investoren und Verwaltung

MIT Recklinghausen im Dialog mit Investoren und Verwaltung

Sonntag, 25. Juni 2017

Bild (v.l. nach r.) Ekkehard Grunwald, Kurt Bauer, Jörg Temme, Torsten Jakob

Wie geht es weiter in der Altstadt?“ Dieser Frage widmete sich am 22. Juni die Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung

im Rahmen ihrer Veranstaltungsreihe „Treffen im öffentlichen Raum“.

Vorsitzender Torsten Jakob begrüßte dazu in der Hausbrauerei Boente neben dem Hausherrn Uwe Suberg auch Verleger Kurt Bauer und Kämmerer Ekkehard Grunwald.

Bauer stellte sein Projekt „Vestquartier“ im ehemaligen C&A-Gebäude vor. „Zum Jahreswechsel sollte das Gebäude endlich ans Netz gehen. Wir sind mit der Stadt in guten Gesprächen über den Einzug der Stadtbücherei. Im nächsten Jahr nehmen wir dann auch die Umgestaltung von Sterngasse und Sternplatz in Angriff“, sagte der Verleger, der das Gebäude gemeinsam mit seiner Frau nach dem Umzug des Textilriesen in das Palais Vest erworben hatte. „Mittlerweile haben wir bereits 5 Mio. Euro investiert“, erklärte Bauer.

Durchaus kritisch äußerte er sich zum Arbeitstempo der Stadtverwaltung. „Wir haben das Gebäude 2014 auch erworben, weil wir erkannt haben, dass das Quartier Holzmarkt Probleme bekommt, wenn der Ankermieter C&A fehlt. Drei Jahre später sind wir immer noch nicht fertig. Da kann ich der Verwaltung leider kein so schönes Zeugnis ausstellen.“ Die Verwaltung müsse einfach schneller, gradliniger und manchmal auch mutiger agieren.

Gleichwohl lobte Bauer die Stadt für ihr Engagement im Bereich des Stadtmarketings. „Sie hat nicht nur viel Geld in die Hand genommen, sondern auch viele Aktivitäten entwickelt“, nannte er Events wie „Zu Gast in RE“ oder „RE leuchtet“. Besonders hob er die Zeitreise zum 1000-Jahre-Jubiläum hervor. Bauer rief dazu auf, gemeinsam eine vorwärts gerichtete Strategie zu entwickeln, mit der sich die Einkaufsstadt unter anderem gegen den massiv wachsenden Online-Handel stemmen könne. „Nur wenn ich eine Strategie habe, kann ich daraus auch einen Plan machen, über den ich den Leuten etwas erzählen kann. Wir müssen die Frage beantworten, wo wir in fünf Jahren mit unserer Stadt stehen wollen. Da muss sich bei allen Akteuren im Kopf noch viel bewegen“, sagte Bauer. „Zum Beispiel sollten wir uns auch die Frage stellen, ob unsere Fußgängerzone nicht längst zu groß geworden ist“, meinte der Unternehmer.

Ausdrücklich nahm er auch Einzelhändler, Gastronomen und Immobilienbesitzer in die Pflicht. Ziel müsse sein, Kunden über die Grenzen des Kreises hinaus nach Recklinghausen zu locken. „Dazu müssen wir die Marketingmaßnahmen verstärken. Das kann die Stadt aber nicht allein stemmen, sondern auch die anderen Akteure müssen Geld in die Hand nehmen. Wir müssen uns gemeinsam gegen die Talfahrt stemmen“, forderte Bauer. Gleichzeitig warf er mit Blick auf die gerade erst angehobene Gewerbesteuer aber auch die Frage auf, ob es richtig sei, dass die Stadt ständig weiter an der Gebührenschraube drehe.

Bei Grunwald lief Bauer offene Türen ein. Der Kämmerer beschwor die „Verantwortungsgemeinschaft von Stadt, Einzelhändlern, Gastronomen und Immobilienbesitzern“, appellierte aber gleichzeitig auch an die Recklinghäuser Bürger. „Wenn diese lieber nach Oberhausen, Essen oder sogar in die Niederlande fahren, dann sind das Umsätze, die dem Handel vor Ort fehlen.“ Grunwald kündigte an, dass die Verwaltung sich offensiv um das Sorgenkind der Altstadt – die untere Breite Straße – kümmern werde. Dort reiht sich bekanntlich Leerstand an Leerstand. „Wenn dort Einzelhandel nicht mehr funktioniert, dann müssen wir eine andere Nutzung forcieren.“ Nach Einschätzung der Wirtschaftsförderung macht es Sinn, dort einen Schwerpunkt auf das Thema Wohnen zu legen. „Wir werden dazu der Politik schon bald entsprechende Vorschläge machen“, kündigte Grunwald an. ( Text RZ)

Zur letzten Fragerunde aufrufend, das Schlusswort und den Dank an alle Mitwirkenden sprach dann der stv. Vorsitzende der MIT Recklinghausen Jörg Temme (Bild 2 v.r.)  aus. 

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