Laschet trifft…

Laschet trifft…

Mittwoch, 12. Dezember 2018

Anlässlich des Steinkohlebergbauendes in NRW trifft Ministerpräsident Armin Laschet den ehemaligen Bergwerksmitarbeiter Michael Lennartz


2018 ist "Schicht im Schacht". Die letzte Zeche Nordrhein-Westfalens schließt ihre Tore. Ein Ära, die so prägent für unsere Region war, wie kaum eine andere, geht zuende. Grund genug für Ministerpräsidenten Armin Laschet mit "einem von ihnen" - einem ehemaligen Bergwerksmitarbeiter ins Gespräch zu kommen. So lud der NRW-Landesvater kurzerhand den Recklinghäuser Christdemokraten, Gewerkschafter und ehemaligen Bergwerksmitarbeiter Michael Lennartz, auf Empfehlung des Eurpaabgeordneten und CDA-Bezriksvorsitzenden Dennis Radtke, in die Düsseldorfer Staatskanzlei ein. 

Das komplette Interview im Wortlaut:

Herr Lennartz wurde am 16. Dezember 1960 in Essen geboren. Hier lebte er, bis er der Liebe wegen nach Recklinghausen-Hochlarmark zog. Fast vierzig Jahre lang hat er über Tage im Bergwerksbetrieb gearbeitet, zuletzt auf Prosper-Haniel in Bottrop. Mit dem Jahresbeginn 2017 wechselte er in den wohlverdienten Ruhestand. Zeit seines Lebens konnte er die Entwicklung seiner Heimat, des Ruhrgebiets, aus nächster Nähe und als Betroffener miterleben. Zum umwälzenden Strukturwandel gehören dabei gute wie schlechte Erfahrungen.

 

Neben seiner Zuneigung für seine Heimat, seine Familie, den Bergbau und den FC Schalke 04 ist es für Michael Lennartz vor allem wichtig, dass man bei großen Herausforderungen nicht tatenlos zusieht, sondern selber mitanpackt. Er engagiert sich daher bis zum heutigen Tag nicht nur bei der Gewerkschaft, der Katholischen Arbeitnehmerbewegung, im Betriebsrat, in Verbänden und Vereinen, sondern auch als aktives Mitglied in CDU und CDA.

 

Lieber Herr Lennartz, wie sind Sie zur Arbeit im Bergwerk gekommen?

Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, in der der Bergbau im Ruhrgebiet noch allgegenwärtig war. Außerdem bin ich neben der Zeche Zollverein aufgewachsen. Eingestiegen bin ich mit einer Ausbildung zum Schlosser. Über die Abendschule habe ich mich dann in technischen Lehrgängen weitergebildet und später als Materialdisponent gearbeitet. Da geht es also vor allem um die Arbeit in der Vorbereitung und Versorgung für die Kumpel unter Tage. Schließlich wurde ich auf Prosper-Haniel dann auch noch Betriebsrat – als einziger „Schwatter“.

 

In diesem Jahr endet der Steinkohlebergbau im Revier. Bedauern Sie das?

Natürlich fällt mir der Abschied von der Steinkohle schwer. Für meine ehemalige Arbeitsstelle bin ich immer noch unglaublich dankbar. Manche der Kollegen haben es auch nicht übers Herz gebracht, sich frühzeitig darum zu kümmern, dass sie nun ohne Probleme aufhören oder etwas anderes machen können. Aber auch ich hätte es gerne gehabt, wenn man die vorhandene Kohle noch länger hätte nutzen können. Subventionen gibt es schließlich auch für die Erneuerbaren Energien. Und bei denen glaube ich nicht daran, dass die Zahl der Arbeitsplätze eins zu eins aufgefangen wird. Aber es ist wie es ist. Ich blicke trotzdem mit guter Hoffnung auf die Zukunft des Ruhrgebiets.

 

Spürt man diese Veränderungen auch an anderer Stelle?

In den letzten Jahrzehnten hat sich vor Ort einiges verändert. Das merkt man beispielsweise auch daran, dass Hochlarmark wie viele andere Teile des Ruhrgebiets eigentlich immer eine SPD-Hochburg gewesen ist. Heute ist das anders. Es gibt viele Austritte. Ich denke, dass viele unzufrieden damit geworden sind, was in den vergangenen Jahren passiert oder vielleicht auch nicht passiert ist. Wenn ehemalige Kollegen und Gewerkschafter aber auf einmal die AfD unterstützen, dann kann ich das nicht verstehen. Ich finde es schrecklich, wie pauschal und abwertend teilweise über Migranten gesprochen wird. Gerade unter Bergarbeitern hat doch immer gegolten, dass es egal ist, wo man herkommt – ob aus Deutschland, der Türkei oder vom Balkan. Ich habe im Bergwerk immer nur großen Zusammenhalt kennengelernt, egal ob über oder unter Tage, egal ob im Umgang mit Vorgesetzten oder Untergebenen.

 

Dieser Zusammenhalt hat auch mich immer schon beeindruckt. Als ich vor kurzem mit meinem Vater, der ja früher ebenfalls unter Tage gearbeitet hat, und mit einigen Kumpel verschiedenster Herkunft in Prosper-Haniel eingefahren bin, hat man mir das auch nochmal sehr deutlich vor Augen geführt. Beim Thema Zusammenhalt fällt mir aber auch ein, dass man Ihre CDU-Mitgliedschaft bei den Kollegen im Bergwerk doch sicher nicht überall gut gefunden hat, oder?

Als einziger CDU-Mann unter lauter SPD-Anhängern musste man sich natürlich durchaus behaupten. Ich kann mich beispielsweise daran erinnern, dass ich einmal vorgeschlagen habe, Karl-Josef Laumann zu einer Grubenfahrt einzuladen. Da war das Geschrei groß! Auf der anderen Seite fanden es aber auch nicht alle CDU-Kollegen gut, dass ich aktiver Gewerkschafter bin.

 

Wie kam es denn überhaupt zu Ihrem Eintritt in die CDU?

Für mich war eine christliche Grundeinstellung immer schon wichtig. Ich war früher beispielsweise auch Messdiener. Ausschlaggebend war dann aber, dass ich nicht damit einverstanden war, wie viele in meinem Umfeld in den 80er Jahren über die CDU-geführte Bundesregierung geschimpft haben. Ich dachte mir: Das kann doch wohl nicht sein! Also bin ich in die Partei eingetreten, um Haltung zu zeigen. Das war 1986.

 

Und die gleichzeitige Gewerkschaftsarbeit war für Sie kein Problem?

Nein, und ich denke, dass sich da vieles zum Guten verändert hat. Mitte der 80er war das teilweise fürchterlich, wie miteinander umgegangen wurde. Heute ist es einfacher, sich gleichzeitig in CDU und Gewerkschaft zu engagieren. Für mich war das am Ende immer eine gute Kombination. Heute bin ich stolz darauf, was ich alles beeinflussen oder auf den Weg bringen konnte. Vorsitzender der IGBCE-Ortsgruppe Hochlarmark bin ich beispielsweise immer noch. Ein gutes Beispiel dafür ist auch unserer Europaabgeordneter Dennis Radtke aus Bochum, der ja ebenfalls beide Hintergründe miteinander vereint und heute unsere jeweiligen Interessen in Brüssel vertritt.

 

Für Dennis Radtke und alle anderen unserer Kandidaten für das Europäische Parlament werden wir uns gerade in den nächsten Monaten bis zur Europawahl im Mai natürlich noch einmal besonders stark machen! Sind Sie denn ansonsten mit der Politik in unserem Land einverstanden?

Natürlich gibt es Probleme. Bei uns im Ruhrgebiet ist in den kommenden Jahren noch viel zu tun. Meiner Meinung nach merkt man jedoch, dass sich etwas tut. Zum Beispiel bei der Inneren Sicherheit. Zuerst hatte ich ja Zweifel, ob Herbert Reul für die Aufgaben eines Innenministers die beste Wahl wäre. Inzwischen denke ich, dass er der beste ist, den wir je hatten. Er packt die Dinge an. Für Veränderungen muss man aber auch selber sorgen. Obwohl ich jetzt in Rente bin, bin ich ehrenamtlich immer noch sehr viel unterwegs, beispielsweise um in Partei, Gewerkschaft und Vereinen, als Jugendschöffe oder als Knappschaftsberater mitzumischen. Das will ich auch weiter so fortführen. Wenn man viel unterwegs ist, ist das wichtigste die Unterstützung von zu Hause. Die hatte ich zum Glück immer und dafür bin sehr dankbar.

Ihr persönlicher Einsatz ist wirklich vorbildlich. Auch als Landesregierung müssen wir sehen, dass Nordrhein-Westfalen endlich wieder vorankommt. Das gilt insbesondere natürlich aber auch für das Ruhrgebiet, dem wir mit der Ruhrkonferenz berechtigterweise eine besondere Aufmerksamkeit schenken. Lieber Herr Lennartz, es hat mich sehr gefreut, Sie heute einmal kennenzulernen. Vielen Dank für das Gespräch und Ihr langjähriges Engagement!

Vielen Dank, dass ich hier sein durfte. Mit Ihrer Einladung zu einem Treffen hätte ich ja niemals gerechnet. Über diese Überraschung habe ich mich sehr gefreut!

(Quelle: Text: CDU Nordrhein-Westfalen/Foto: Roland Rochlitzer)